Ich freue mich sehr darüber, dass Barbara bereit war, dieses Interview mit mir zu führen. Barbara ist meine Klientin und ich habe sie bereits bei mehreren Hypnosen begleitet. Sie berichtet in diesem Interview von ihren ganz persönlichen Erfahrungen mit Hypnose, die sich natürlich nicht auf andere übertragen lassen. Trotzdem kann ihr ganz persönlicher Bericht einen Einblick in eine Facette der Hypnose geben, eine Facette von vielen. Barbara teilt ihre Erfahrungen von der Regressionshypnose, also einer Hypnosesitzung, wo sie während der Trance in ihre Vergangenheit zurückgereist ist. Zurück zu dem Moment, an dem das Problem entstanden ist. Um es dort in der Vergangenheit anzuschauen und zu lösen.
Ich kann mir vorstellen, dass dieses Interview auch für andere Menschen wichtig und hilfreich sein kann, damit sie sich eine Hypnosesitzung besser vorstellen können. Um so vielleicht ein Gefühl dafür bekommen können, wie eine Sitzung abläuft, was sie bewirkt und wie es anderen damit ging. Vielleicht gelingt es mir mit diesem Interview auch ein Stück weit, Hypnose von dem Mythos und den Vorurteilen zu befreien, die viele Menschen leider immer noch haben.
Wie war deine erste Erfahrung mit Hypnose für dich?
❓ Wie war das für Dich, als Du das erste Mal eine Hypnose gemacht hast und in die Trance gegangen bist? War das leicht für Dich oder schwer? Warst Du aufgeregt?
Barbara: Ich war auf jeden Fall aufgreregt. Ich hatte immer im Kopf : „alter Schwede, dann sagst du Sachen, die du gar nicht sagen willst.“ Mit diesem Gefühl bin ich in die Hypnose gegangen. Wenn ich zurückdenke, fiel es mir sehr leicht und ich bin total schnell in dieTrance gegangen. Auch dieses Gefühl des “Wegseins” – das fand ich ein total angenehmes Gefühl.
Warst du während der Hypnose wirklich weg?
❓ Wie war dieses Gefühl des „Wegseins“ für Dich – warst du wirklich komplett weg und hast nichts mehr mitbekommen?
Barbara: Nein, ich habe alles wahrgenommen.
Ich habe gleich am Anfang gemerkt, dass ich eigentlich nie Dinge sagen würde, die ich nicht sagen will. Sondern nur das, was freiwillig aus mir rauskommt. Und aus mir könnte man auch nichts rauskitzeln! Man hat noch so eine Kontrolle, dass man Dinge, die einem vielleicht total unangenehm sind nicht sagt Man bekommt immer mehr Vertrauen. Und ich weiß, dass ich mich unheimlich wohlgefühlt habe während der Hypnose.
Welche Ängste oder Gedanken hattest du vor der Sitzung?
❓ Du hast das ja gerade schon angesprochen, dass du zum Beispiel die Sorge hattest, Dinge auszuplaudern, die Du gar nicht ausplaudern willst. Gab es noch andere Ämgste oder Gedanken, die du dir vorher gemacht hast?
Barbara: Ja, man kennt das ja aus dem Fernsehen, wo einer mit den Fingern schnippt und dann ist man in Trance und man macht Dinge, die man eigentlch nicht will. Man balanciert über einen Dachsims. Die verrücktesten Dinge passieren da ja. Oder man macht etwas total Peinliches.
Ich hatte eigentlich Vorfeude darauf, an den Kern des Problems zu kommen, um zu verstehen, warum man manche Dinge in seinem Leben so lebt oder macht, wie man sie macht. Und die einen dann stören. Ich wollte an den Punkt kommen, wo das Problem entstanden ist. Ich hatte schon, hm, nicht richtig Angst aber vielleicht Respektl vor dem, was mir in der Trance begegnen könnte, also alte Erinnerungen, die hochkommen
War das, was du in der Trance erlebt hast, für dich aushaltbar?
❓ Du hast gerade noch diese Angst angesprochen, dass was kommen könnte, was vielleicht unangenehm ist. Wie war da deine Erfahrung bei deiner ersten Hypnose?
Barbara: Bei meiner ersten Sitzung hatte ich da gar nicht so doll Angst. Es gab da zwar immer mall ein innerliches Unwohlsein während der Sitzung, daran kann ich mich erinnern. Ich weiß aber aus der heutigen Sicht, dass es da schon um Dinge ging, die ich in späteren Sitzungen herausfinden durfte. Ich bin in der ersten Sitzung noch nicht ganz an den Kern des Problems gekommen, weil es meiner Meinung nach noch zu tief und fest saß. Und so schutzbedürftig war, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht dran kam.
❓ Du bist ja dann in einer der späteren Sitzungen wirklich in eine schlimme Erinnerung gegangen. Hattest du das Gefühl, das aushalten zu können oder hat es dich überwältigt?
Barbara: Ja, mit dir zusammen konnte ich das aushalten, weil ich wusste, dass ich sicher bin. Einmal wollte ich raus aus der Trance, weil ich gedacht habe, es zerreißt mich und ich kann es nicht aushalten. Ich weiß jetzt, dass es total wichtig war, dass ich diesen Schritt weiter gegangen bin. Aber das hätte ich nicht ohne deine Unterstützung machen können. Du hast mir so ein Stück, also ein riesiges Gefühl von „Trotzdem-Sicherheit“ gegeben während der Hypnose. Ich wusste, ich bin jetzt nicht mehr allein, so wie ich es als Kind war. Sondern es ist jemand da, der dir hilft und der dich dabei unterstützt.
Hättest du auch während der Hypnose aus der Situation rausgehen können?
❓ Hattest du das Gefühl, du hättest es auch beenden können, wenn es zuviel geworden wäre?
Barbara: Auf jeden Fall. Und das hast du auch immer wieder gesagt. Du hast mir das Gefühl gegeben, dass es wichtig ist, das jetzt einfach noch mal anzugucken. Aber du hast mir immer das Gefühl gegeben, dass ich auch raus kann. Dass wir hier aufhören können. Du hast das gut begleitet..
Es kommt ja gar nicht so häufig vor, dass man während der Hypnose überrraschend an wirklich richtig schlimme Dinge kommt. Viel öfter tauchen Dinge auf, die man vielleicht schon weiß oder aus Erwachsenensicht nicht als schlimm bewerten würde. Die sich aber für das Kind von danals schlimm angefühlt haben. Das, was du erlebt hast, ist eher eine Ausnahme!
Wie hat diese Erfahrung für dich nachgewirkt?
Barbara: Auf jeden Fall sehr sehr heilsam. Man stellt sich ja immer die Frage: „Warum ist das so? Warum reagiere ich in Situationen so? Warum habe ich die Wertschätzung nicht für mich?“
Es war so wichtig für mich, diese Erfahrung mit Hypnose machen zu dürfen. Dieser Schritt und die Bereitschaft, wirklich an das Thema heranzugehen und daran zu arbeiten – das war unheimlich heilsam. Der Schmerz ist selbstverständlich ersteinmal da, aber man kann ja immer wieder auf deine Unterstützung zurückkommen, man hat Familie oder eine Freundin, mit der man reden kann. Das Erlebte überhaupt ersteinmal benennen zu können, das ist total wichtig. Irgendwie habe ich es immer geahnt, dass da etwas Schlimmes in meiner Kinheit passiert ist, Ich habe es aber weggedrängt. Weil es nicht sein durfte, weils keinen Platz hatte oder weil ich als Kind das Gefühl bekommen habe,, dass ich da auf gar keine Fall drüber spreche.
❓ War das eine Erleichterung?
Barbara: Ja, selbstverständlich. Es war eine riesengroße Erleichterung und hat mein ganzes Leben verändert. Natürlich komme ich immer wieder in so ein Muster rein und das bedarf dann auch wieder Arbeit. Aber der graviernde Einschnitt in meinem Leben, das, was ich als Kind erlebt habe, den habe ich durch diese Hypnosesitzung befreit. Also mich hat das befreit. Wie ein Vogel, der jahrelang eingesperrt war und der das erste Mal wieder fliegen durfte. So hat sich das im Nachhinein angefühlt. Nicht die ersten 1-2 Tage. Aber das ist auch ein Reifeprozess.
Das, was du jetzt gesagt hast zeigt ja eigentlch, dass diese unterdrückten Gefühle und Erinnerungen trotzdem die ganze Zeit n einem wirken. Wenn du dieses Bild von dem Vogel beschreibst, der das erste Mal fliegen darf – das ist ja total öffnend und befreiend. Ich finde das ein sehr schönes Bild, dass du dafür verwendet hast.
Wie hast du die Dinge während der Hypnose wahrgenommen?
❓ Meine Klienten haben oft die Erwartung, dass sie sofort ganz klare Bilder bekommen, wenn sie in die Trance gehen. Oder dass sie sofort wissen, was passiert ist, wo sie sich befinden und wie alt sie sind. Wie hast du das erlebt, wie war deine Wahrnehmung der Erinnerungen während der Hypnose?
Barbara: Ich hatte am Anfang überhaupt kein klares Bild, sondern bei mir lief vieles über Farben ab. Farben und Geruch. Ich habe einen unglaublich starken Geruch von Kaffee in der Nase gehabt, von schwarzem Kaffee und es war alles schwarz. Das für mich die Brücke, um an den Kernpunkt zu kommen. Um den Geruch und das Schwarze mit einer Person, mit einer Sache verbinden zu können. Und dann kamen klare Bilder, sehr klare Bilder.
❓ Also bei deinen Beispiel hat es bei dir mit Wahrnehmungen wie Geruch und Farben angefangen. Das macht ja vielleicht auf den ersten Blick gar keinen Sinn. Oder man fragt sich: Was mache ich jetzt damit. Wie ging es dir damit?
Barbara: Ich wusste auch erst einmal überhaupt nicht, was los war – häh, was ist das denn jetzt? Was soll jetzt der Kaffeegeruch, was soll diese schwarze Farbe? Aber ich habe gemerkt, je mehr ich reingefühlt und geguckt habe, desto unwohler wurde mir in dieser Situation. Dann kamen die Körperempfindungen dazu, dann die Bilder.
In die Trance reinzukommen ist ja immer was total Schönes, finde ich. Man ist dann ersteinmal an einem Ort, wo es einem gut geht. Das ist dann wie ein Stück Urlaub. Die Erinnerungen und Bilder sind dann einfach entstanden. Das ist nichts, was ich mir eingebildet habe.
❓ Du kanntest die Arbeit mit Hypnose ja bereits. Von daher konntest du deinen Wahrnehmungen vielleicht leichter vertrauen, als jemand, der noch nie vorher diese Efahrung gemacht hat. Genau das erkläre ich meinen Klienten immer wieder vor der Sitzung: man bekommt vielleicht eine erste Information und wenn man der vertraut, setzt sich nach und nach das ganze Bild zusammen.
Barbara: Ja, genau das hatte ich: dieses Vertrauen durch die vorherigen Sitzungen.
❓ Von dem, was du beschreibst, hättest du schon bei deiner ersten Sitzung bei der ursächllichen Erfahrung einsteigen können, wo du in einer späteren Sitzung gelandet bist. Wenn du dazu bereit gewesen wärst. Stimmt das so für dich?
Barbara: Auf jeden Fall.
❓ Das zeigt ja noch einmal, dass während einer Hypnose nur das kommt, wozu man in dem Moment tatsächlich bereit ist. Ist das die Erfahrung, die du gemacht hast?
Barbara: Ganz sicher! Das ist meine Erfahrung .
Es gibt ja auch eine riesiger Bandbreite von Sitzungen und wie eine Sitzung verläuft und was jemandem in dem Moment hilft.
Wie würdest du deine Erfahrungen mit Hypnose bescheiben und zusammenfassen?
❓ Hypnose und Trance? Wie fühlt man sich? Wie ging es dir nach deiner ersten Sitzung?
Barbara: Ich war ein bißchen kaputt und geschafft. Ich habe das Gefühl, es wühlt so unglaublich was in einem. Es ist eine Kombination aus Unruhe, aus Fragen. Hm schwierig zu beantworten.
❓ War es eine positive oder negative Erfahrung für dich?
Barbara: Wenn ich an Hypnose denke, dann ist das für mich nichts Negatives. Ganz im Gegenteil: es ist für mich ein inneres Weiterkommen, mich danach wieder lebendig fühlen. Nicht gleich. Was ich immer wieder feststelle ist, dass es unheimlich nachklingt. Ich finde es wichtig, dass man das weiß. Und dass es nicht so ist, dass du am anderen Tag ein anderer Mensch bist. Sondern die Veränderung ist vielleicht vergleichbar mit den Entwicklungsphasen eines Schmetterlings. Oder mit einer Knospe, die langsam erblüht. So funktioniert bei mir die Hypnose. Schritt für Schritt. Ich habe mich danach wirklich wie neu erblüht gefühlt.
Konntest du die Erkenntnisse aus der Hypnose im Alltag umsetzen?
❓ Mit den Informationen, die bei deiner Sitzung bekommen hast: hast du das Gefühl, du konntest damit in deinem Alltag etwas anfangen, damit umgehen und sie umsetzen?
Barbara: Ja, auf jeden Fall. Wie alte Muster, die man in sich trägt und dann durchbricht. Und manchmal ganz selbstverständlich. Da passierte es dann wie von ganz alleine, ohne dass ich da viel für tun musste. Das sind so Schlüsselmomente wo ich denke: „ey, das hättest du dich doch früher nie getraut!“ Und dann gibt es aber auch wieder Punkte, wo man wirklich noch dran arbeiten kann.
Wie hat sich dein Leben durch deine Hypnoseerfahrung verändert?
Barbara: Es ist wie eine Potentialentfaltung gewesen. Ich weiß jetzt, dass ich viel mehr kann, als mir vorher bewusst war. Das hat sich verändert. Und ich bin auch gerader geworden, innerlich. Im Hinblick auf Meinungen und auf viele Dinge, wo ich davor viel angepasster war. Angepasster in dem Sinne: „oh, ich möchte doch gar nicht so gerne auffallen“. Und jetzt denke ich, es ist auch total gut, aufzufallen!l Mein Leben hat sich durch die Hypnose gravierend verändert. Es ist gerader, freier und offener geworden.
Was ist dein persönlicher Tipp an Menschen, die sich für Hypnose interessieren?
❓ Was würdest du jemandem raten, der sich mit dem Gedanken beschäftigt, eine Hypnose zu machen? Und der sich vielleicht noch unsicher ist, ob das etwas für ihn sein könnte. Was könntest du ihm mit auf den Weg geben?
Barbara: Ich finde es super, wenn man guckt, dass jemand zu einem passt. Zum Beispiel, sich im Internet zu erkundigen: wie sieht die Homepage von dem aus, was bietet der noch an? Ist es das, was ich eigentlich möchte? Passt es zu mir? Das finde ich wichtig. Und dass man jemanden findet, der authentisch ist. Vielleicht kann man auch vorher einfach miteinander telefonieren und gucken, ob es passt. Die eigenen Vorstellungen und das tatsächliche Angebot. Mir wäre zudem total wichtig, dass mir schon von vornherein mehrere Wege aufgezeichnet werden, dass es nicht so eingefahren ist
❓ Hast du vielleicht noch einen Satz als persönliches Fazit.?
Barbara: Für mich ist Hypnose eine tiefe und beeindruckende Methode, um Dinge in meinem Leben zu verändern!