Dieses Thema liegt mir ganz besonders am Herzen! Warum? Weil ich diese Zeit im Mutterleib und der Geburt für sehr wichtig und prägend halte. Prägend dafür, wie wir in der Welt sein können, wie wir uns fühlen und uns selber wahrnehmen. Weil dort der Grundstein für all unsere Beziehungen gelegt wird und für unsere Fähigkeit, zu vertrauen, sich sicher und geborgen zu fühlen. Diese besondere Zeit kann auch ein Spiegel unseres Lebenswillens sein.

Die besondere Bedeutung dieser Zeit im Mutterleib

In der Regel geben wir den Erlebnissen im Mutterleib, unter der Geburt und in den ersten Lebensmonaten nicht so viel Bedeutung und Wichtigkeit, wie dieses Thema es bräuchte. Ganz besonders auch im Hinblick auf Geburtstrauma, Gewalt in der Schwangerschaft und unter der Geburt, des Entwicklungstraumas.

Viel zu oft fehlt das Bewusstsein der Eltern, Ärzte und Hebammen für das, was der Fötus alles mitbekommt. Kannst du dir vorstellen, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass man glaubte, dass Säuglinge nichts fühlen? Vor allem in den 70er Jahren war es bei uns Usus, dass die Neugeborenen von der Mutter weg in ein Kinderzimmer kommen. Heute ist vieles davon unvorstellbar. Und doch gibt es gerade in der Geburtshilfe und Geburtsvorbereitung immer noch so viele traumatisierende Dinge für Mutter und Kind.
Darüber habe ich in Gewalt unter der Geburt geschrieben. Heute soll es um die besondere Zeit im Mutterleib gehen. Darum, welche Erkenntnisse wir daraus für unser Leben gewinnen können.

Ich freue mich ganz besonders darüber, dass ich in der Ausgabe der Zeitschrift Herzstück (März/April 2021) dazu als Expertin interviewt wurde.

Warum überhaupt eine Rückführung in den Mutterleib?

In der therapeutischen Anwendung der Hypnose reist der Klient in der Zeit seines Lebens zurück zum Ursprung des Problems. Das können emotionale und körperliche Themen oder auch Verhaltensmuster, Blockaden oder ähnliches sein. Es kann sein, dass der Klient während der Regression im Mutterleib oder bei der Geburt landet – wenn der Ursprung des Problems dort zu finden ist.

Andere Menschen sind einfach neugierig und wollen mehr über diese Zeit erfahren. Ohne eine konkrete Fragestellung möchten sie einfach mal eine Rückführung in den Mutterleib erleben.

Manche Menschen suchen nach einem tieferen Verständnis für ihr Leben. Sie wollen wissen, warum sie gerade hier, in dieser Familie, diesem Körper oder mit diesen Fähigkeiten oder Problemen hier sind. Sie fragen sich vielleicht, ob sie sich für dieses etwas Bestimmtes zu lernen vorgenommen haben. So eine spirituelle Rückführung in den Mutterleib kann eine sehr tiefgehende und lebensverändernde Erfahrung sein.

Wie läuft eine Rückführung praktisch ab?

Für mich ist es wichtig, dass ich zu Beginn ein ausführliches Vorgespräch führe. So erfahre ich die persönlichen Wünsche und Ziele des Klienten für diese Sitzung. Warum will er sie machen? Was ist das Problem? Ich muss genau Bescheid wissen, welche Vorerkrankungen da sind oder welche Medikamente genommen werden. Über einen Aufnahmebogen, den ich im Vorfeld schon zusende, bekomme ich erste Informationen.

Wenn alles geklärt ist und ich weiß, wohin die Reise gehen soll, gebe ich noch eine Einführung in die Hypnose, den Ablauf und alles, was wichtig ist, um entspannt in die Hypnose-Sitzung zu gehen. (Siehe auch Blog-Artikel: Bin ich überhaupt hypnotisierbar? )

Über eine entsprechende Induktion führe ich in die Trance. Wenn die Trance tief genug ist gebe ich alle Anweisungen und Hilfestellungen, um die Reise zurück in den Mutterleib anzutreten. Dort angekommen, gebe ich dem Klienten genügend Zeit, um in Ruhe alles wahrzunehmen und zu fühlen. Sodass sich das Bild und ein Verständnis für die Situation Stück für Stück zusammensetzt. Ich stelle Fragen wie: Wie alt bist du? Wie fühlst du dich? Was nimmst du wahr? Hörst du? Was fühlst du?

Dann haben wir Zeit, um alle Fragen zu klären, die wichtig sind. Zum Beispiel: Warum habe ich mir diese Familie ausgesucht? Warum jetzt? Wann und wie hat sich die Seele mit dem Körper verbunden. Wie hat sich das angefühlt? Was habe ich mir vorgenommen?

Wenn alles Fragen beantwortet sind und der Prozess abgeschlossen ist, hole ich den Klienten zurück aus der Trance in den gegenwärtigen Moment. Bei Bedarf reflektieren wir zusammen die gemachten Erfahrungen oder verabreden und zu einem späteren Zeitpunkt, um darüber zu sprechen.

Die Dauer so einer Hypnose-Sitzung kann zwischen ca. 1,5 und 3 Stunden betragen.

Was tun bei nicht so schönen Erfahrungen im Mutterleib?

Manchmal tauchen Dinge auf, die noch sehr schmerzhaft sind. Wenn es nötig ist, nehmen wir uns für ein tieferes Verstehen und auch Auflösen Zeit.

Was meine ich damit? Es kann sein, dass jemand mitbekommt, dass es der Mutter nicht gut geht, sie vielleicht traurig ist und sich nicht über die Schwangerschaft freut. Für das Ungeborene fühlt sich das nach Ablehnung an und nicht Willkommen zu sein. Vielleicht hat das zur Folge, sich ganz klein zu machen, unsichtbar oder ganz still. Bloß um nicht zu stören.

Hier ist es möglich mit der Mutter zu kommunizieren und mehr darüber zu erfahren. Warum hat sie sich so gefühlt? Vielleicht war der Zeitpunkt einfach falsch, sie war vielleicht alleine oder noch in der Ausbildung steckte. Oder in der Umgebung war ein uneheliches Kind ein Tabu. Sie liebt den Vater des Kindes nicht und wollte sich gerade trennen. Oder…. Für den Klienten kann es sehr viel verändern, wenn er das plötzlich verstehet und vor allem in der Trance selber erlebt. Von: „ich bin falsch“ hin zu „ich kann gar nichts dafür, der Zeitpunkt was einfach schlecht. Und: meine Mutter liebt mich“.

Oft bietet es sich an, die Grundbedürfnisse wie zum Beispiel: sich geliebt zu fühlen, genährt zu werden, Sicherheit, Geborgenheit oder Halt nachzunähren. Wie geht das? Indem man zum Beispiel als Erwachsener von heute das Kleine in den Arm nimmt, hält und nährt. Das sind sehr bewegende Momente die sehr lange nachklingen.

Wie können die Erfahrungen im Mutterleib unser Leben beeinflussen?

Stell dir mal vor, wie es ist, wenn du so richtig willkommen bist und du die Liebe und die Freude deiner Eltern schon im Mutterleib spürst. Du kannst diese Zeit genießen und auskosten und in Ruhe und Sicherheit geboren werden.

Oder: du bekommst mit, dass deine Mutter leidet, weil sie nicht schwanger sein will und vielleicht versucht, dich wegzubekommen. Vielleicht erlebst du Gewalt, den Konsum von Alkohol, Zigaretten oder dauernden Stress und Streit im Mutterleib mit, weil du nicht besonders beachtet wirst. Oder du bekommst mit, dass du unbedingt ein Junge sein sollst und traust dich vielleicht nicht, geboren zu werden.

Diese Erfahrungen können so prägend sein, dass vielleicht

  • extreme Schuldgefühle
  • Ängste
  • körperliche Symptome
  • das Gefühl, falsch zu sein
  • sich extrem zurückzunehmen,
  • oder besonders laut zu sein und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen
  • Autoimmunerkrankungen
  • Orientierungslosigkeit – was will ich im Leben
  • nie wirklich anzukommen
  • …..

entstehen.

Natürlich prägen auch weitere Erfahrungen im Laufe des Lebens, wie man in der Welt ist und sich fühlt. Auch das lässt sich mit Hypnose anschauen und auflösen.

Macht dieses Bewusstsein Angst, Fehler zu machen?

Den pränatalen Prägungen Beachtung zu schenken, kann eine starke Verunsicherung und Angst bei werdenden Müttern auslösen. Oder vielleicht auch Schuldgefühle hervorrufen, dem Baby vielleicht unbewusst geschadet zu haben. Aus Angst vor Fehlern beginnt man sich vielleicht, zu verkrampfen – und auch hier entsteht Stress, den das Ungeborene spüren kann.

Mir ist es sehr wichtig, Bewusstsein dafür herzustellen, wie wichtig und prägend diese Zeit sein kann. Allerdings ohne Angst zu verbreiten.

Manchmal werden Frauen zu den für sie unmöglichsten Zeitpunkten schwanger, wie z.B. in Trauerzeiten, Trennungen oder Phasen der Neuorientierung. Zeiten, die eigentlich keinen Raum für eine Schwangerschaft und die Verantwortung für ein Kind lassen. Manchmal ist es so berührend und unverständlich zugleich, wie das geschehen konnte. All die damit verbundenen Zweifel, Sorgen und Ängste sind real. Es macht meiner Meinung keinen Sinn sie unterdrücken zu wollen.

Aber es könnte zum Beispiel ein innerer Dialog mit dem Kind entstehen. Zu sagen: „Ja, ich trauere, weil XY gestorben ist und trotzdem spüre ich, dass du da bist. Ach wenn ich dir gerade nicht die Liebe und Aufmerksam zeige, die du bräuchtest, liebe ich dich.“

Die Rückführungen in den Mutterleib haben mich gelehrt, dass – wenn man an dieses Konzept glaubt – die Seelen sich ganz bewusst den Zeitpunkt und das Umfeld, in das sie hineningeboren werden, aussuchen. Das erscheint nicht logisch, gerade wenn z.B. Gewalt oder Missachtung im Spiel ist. Aber fast immer geht es darum, etwas Bestimmtes lernen zu wollen und dass in diesem Umfeld, in dieser Famile und mit diesen Erfahrungen perfekt tun zu können.

Fazit

In den Momenten, wo neben all dem Schmerz in den Rückführungen das Warum sichtbar wird, fließen ganz oft die Tränen. Es entsteht ein Gefühl für die eigenen Stärken, den Lebenswillen und dass uns genau diese Erfahrungen zu der gemacht haben, die wir sind. Es zeigt, wie stark und wie großartig wir eigentlich sind. Es kann dabei unterstützen, das Leben anzunehmen und bewusst ja zu sich und seinem Leben zu sagen.


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